„Ich habe viel von dir gelernt“

„Du bist als Apostel Jesu Christi immer dorthin gegangen, wohin dich der Herr gesandt hat – unabhängig von allen Gefahren“, charakterisierte Stammapostel Jean-Luc Schneider den langjährigen Bezirksapostel und Seelsorger Wilfried Klingler. Im Gottesdienst in Hannover setzte er den 67-Jährigen nach 28 Jahren im Apostelamt in den Ruhestand.

Etwa 3.000 neuapostolische Christen versammelten sich am Sonntag, 19. Juni 2016, im Kuppelsaal des Hannover Congress Centrum, um sich von ihrem Bezirksapostel Klingler zu verabschieden. 1993 hatte er die Leitung der Neuapostolischen Kirche Niedersachsen übernommen. Später kamen weitere Gebietskirchen hinzu. Die Gebietskirche Mitteldeutschland ist nach der Ruhesetzung zur Neuapostolischen Kirche Nord- und Ostdeutschland fusioniert. Neuer Leiter ist Bezirksapostel Rüdiger Krause (wir berichteten).

„Wichtig war dir immer die Botschaft und das Heil Jesu Christi, das du weitergeben wolltest“, würdigte Stammapostel Schneider seinen langjährigen Weggefährten und Freund. Er sei als Seelsorger insbesondere auch immer zu denen gegangen, die am Rand der Gemeinschaft standen. So war er viele Jahre lang Leiter des „Gremiums für besondere Angelegenheiten“ der Neuapostolischen Kirche International.

Schulung und Fortbildung als Schwerpunkt

Nicht zuletzt sei Wilfried Klingler auch jemand gewesen, der in der Organisation dafür gesorgt habe, dass alle Anteil am Heil Gottes bekommen konnten. „Du hast die Kirche organisatorisch gut gestaltet, für die Zukunft aufgestellt und einen Schwerpunkt auf Schulungen und Fortbildungen gelegt“, nannte Stammapostel Schneider einige Beispiele.

Nicht unerwähnt ließ er auch den Einsatz von Bezirksapostel Klingler für die internationale Kirche. Er hatte viele Jahre lang die Koordinationsgruppe geleitet, das Beratungsgremium des Stammapostels. Er habe dabei nicht nur auf seinen Bereich geschaut, sondern sei dem jeweiligen Stammapostel ein treuer Mitarbeiter gewesen, so Stammapostel Schneider.

„Du hast mitgeholfen, die Kirche für die Zukunft zu gestalten“, würdigte er und übermittelte damit auch den Dank der anderen Bezirksapostel und der Apostel. Ganz persönlich bemerkte er: „Ich habe viel von dir gelernt. Dafür bin ich unserem Gott sehr dankbar.“

In der Gemeinde weiterarbeiten

Bereits in seinem Predigtbeitrag im Gottesdienst hatte sich Bezirksapostel Klingler von seinen Glaubensgeschwistern verabschiedet und sie gebeten, seine Frau und ihn wieder in den Kreis der Gemeinde aufzunehmen. „Dort möchte ich gern mit euch im Sinne des heutigen Wortes weiterarbeiten“, so der Bezirksapostel. Damit bezog er sich auf die Predigt des Stammapostels zuvor, der dazu aufgerufen hatte, das Heil Christi weiterzutragen und in Dankbarkeit Gott gegenüber auf das zu schauen, was er gegeben habe. Dazu hatte der Stammapostel das Bild der Speisung der Fünftausend verwendet.

Nach der Ansprache entband Stammapostel Schneider den Bezirksapostel von der Verantwortung, die etwa 48.000 Gläubigen in den Gebietskirchen Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Sachsen/Thüringen als Bezirksapostel zu betreuen.

28 Jahre als Apostel tätig

Wilfried Klingler wurde am 7. Juni 1949 in Bad Pyrmont geboren. Nach Abschluss seiner Lehre zog er nach Braunschweig, wo er Maschinenbau studierte und im Anschluss in einem großen deutschen Automobilkonzern arbeitete. 1987 wechselte er in den Kirchendienst, nachdem er zum Apostel ordiniert worden war.

Mit dem Ruhestand von Bezirksapostel Arno Steinweg, zuständig für Niedersachsen, ordinierte Stammapostel Richard Fehr mit Wilfried Klingler am 3. Oktober 1993 einen Nachfolger. Nach der Ruhesetzung von Bezirksapostel Siegfried Karnick am 26. Oktober 1997 übernahm er auch dessen Arbeitsgebiet Sachsen-Anhalt und die von dort aus betreuten Gebiete. Am 16. Juni 2002 wurde ihm ebenfalls die Leitung des Arbeitsgebiets Sachsen/Thüringen übertragen, nachdem der dortige Bezirksapostel Fritz Nehrkorn in den Ruhestand getreten war.

Fusion früh kommuniziert

Bekanntgegeben wurde die Entscheidung der Zusammenlegung der bislang eigenständigen Bezirksapostelbereiche bereits im Oktober 2014. Die Entscheidung sei unter Beachtung der Demografie in Deutschland und der weltweiten Entwicklung der Kirche insgesamt getroffen worden, schrieb Stammapostel Schneider damals an die neuapostolischen Christen in Mittel- und Norddeutschland.

Der Name des neuen Bezirksapostelbereichs „Neuapostolische Kirche Nord- und Ostdeutschland“ steht seit Oktober 2015 fest. Am Rande der Bezirksapostelversammlung in Johannesburg hatte Stammapostel Schneider dem Vorschlag zugestimmt. Im Vorfeld hatte es eine Befragung der Gläubigen nach einem passenden Namen für den Bereich gegeben. Dabei wurden mehr als 70 verschiedene Namen und Variationen eingereicht und sorgten in den sozialen Netzwerken einige Tage für Gesprächsstoff.

"Nord- und Ostdeutschland" befand sich in den Top 5 der meistgenannten Vorschläge, 24 Prozent aller Umfrageteilnehmer sprachen sich für die Namens-Kombination aus. "Der neue Name ist zwar ein Kompromiss, da er nicht alle Regionen gleichermaßen abdeckt", sagte Bezirksapostel Rüdiger Krause damals. "Aber für mich ist es der beste Kompromiss, denn im Großen und Ganzen finden sich beide Bereiche darin wieder."